Mit Nachhaltigkeit in der Stadt experimentieren?

Studierende entwickeln eigene Realexperimente mit Nachhaltigkeitsfokus

Welche Möglichkeiten bieten Realexperimente, um Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung in und für Städte zu erproben und so einen Beitrag zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu leisten? Anfang Juli kamen rund ein Dutzend Studierende der Eucor-Universitäten Basel, Karlsruhe, Freiburg und Strasbourg im Rahmen eines hybriden Blockkurses am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zusammen, um ihre Städte durch die Brille der SDGs zu beleuchten und darauf aufbauend Ideen für eigene Realexperimente zu entwickeln.

Prof. Dr. Daniel Lang und Dr. Annika Weiser vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT gaben dabei als Lehrende den Rahmen vor: Eingebettet in das parallel stattfindende Real:labor-Festival luden sie die Studierenden dazu ein, eine neue Perspektive auf ihre Stadt einzunehmen. Ausgehend von dieser neu gewonnenen Perspektive entwickelten sie Ideen, wie sie durch Realexperimente angetroffene Nachhaltigkeitsprobleme adressieren können.

Mit jedem Schritt die Stadt erleben und durch die SDGs reflektieren

Die Basis für ihre Arbeiten in dieser Woche bildeten sogenannte „Urban Transect Walks“, auf die sich die Studierenden am ersten Tag begaben: In kleinen Gruppen machten sie sich auf, um auf einer möglichst geraden Linie von einem Punkt der Stadt zum anderen zu kommen, und dabei ganz bewusst so viele Eindrücke wie möglich zu sammeln und zu dokumentieren. Diese Erfahrungen flossen ein in die Definition relevanter Nachhaltigkeitsherausforderungen. Bei der Einordnung wurden sie am zweiten Tag unterstützt durch Impulse von Fabia Willi und Dr. Marc Frick von der Universität Basel, die im Februar ein Eucor-Seminar ebenfalls im Kontext der SDGs angeboten hatten. Die Analyse der „Walks“ offenbarte Einblicke in die einzelnen Städte, in denen die Studierenden unterwegs waren: von Karlsruhe über Freiburg, Basel und Zürich bis nach Lyon und Dammam in Saudi-Arabien. Besonders durch den internationalen Vergleich wurde deutlich, wo sich Nachhaltigkeitsherausforderungen in oberrheinischen Städten und weltweit ähneln oder unterscheiden.

Von der Lösungsidee zur Umsetzung im Realexperiment

Ab Tag drei ging es an die Umsetzung: Was macht Reallabore und Realexperimente im Kontext transdisziplinärer Forschung aus, und was braucht es, um aus einer Idee ein Realexperiment zu machen? Welche der identifizierten Nachhaltigkeitsthemen eignen sich besonders? Jede Gruppe entwarf ein Realexperiment und stellte diese am letzten Tag des Real:labor-Festivals in einem Pitch vor:  Wie können wir Spiele im öffentlichen Raum nutzen, um mehr Begegnungen zwischen Menschen in der Stadt zu ermöglichen? Wie beeinflusst die Verfügbarkeit öffentlicher Toiletten die Zugänglichkeit einer Stadt – und wie lässt sie sich erhöhen? Wie lassen sich Straßenräume aufwerten und die Lebensqualität verbessern, wenn man sie (temporär) der Nutzung durch Autos entzieht? Wie können wir erproben, welches Potenzial in brachliegenden, ungenutzten oder vernachlässigten Plätzen einer Stadt liegt? Und wie können wir Realexperimente einsetzen, um großräumige infrastrukturelle Veränderungen wie vehicle-to-grid-Strukturen zu erproben, bei denen Elektrofahrzeuge überschüssigen Strom ins Netz zurückspeisen, um das Stromnetz zu stabilisieren?

Die Präsentationen der Studierenden zeigten die Bandbreite der Möglichkeiten, um Realexperimente in der Forschung zum Einsatz zu bringen. Gleichzeitig lieferten sie wertvolle Erkenntnisse für die praktische Umsetzung von Lösungsansätzen. Einige von ihnen sind bereits im Austausch mit Reallaborforschenden am KIT – also vielleicht sehen wir einige der entwickelten Realexperimente bald in der praktischen Umsetzung?

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