Sebastian Brant – ein Humanist vom Oberrhein / Interview mit PD Dr. Terrahe

Am 10. Mai jährt sich der Todestag von Sebastian Brant zum 500. Mal. Bekannt ist der Literat aus dem Spätmittelalter vor allem für sein Werk „Das Narrenschiff“. Die Universität Basel, an der Sebastian Brant Professor in den Rechtswissenschaften war, würdigt ihn nun mit einer digitalen Ringvorlesung. Die Lehrveranstaltung ist in Koordination mit den im Verbund Eucor – The European Campus geplanten wissenschaftlichen Aktivitäten in Strasbourg angelegt.

Frau PD Dr. Tina Terrahe, Sie organisieren die Jubiläumsaktivitäten der Universität Basel. Wer genau war Sebastian Brant?
PD Dr. Tina Terrahe: Sebastian Brant war Autor deutscher Texte, aber auch Verfasser lateinischer Dichtungen und juristischer Fachliteratur sowie Politiker. Geboren wurde er 1457 in Strasbourg. Für sein Studium ging er nach Basel, wo er zu einem der bedeutendsten Gelehrten der Universität avancierte. Er war dort nicht nur als Jura-Professor, sondern auch als Dekan tätig und wirkte weiterhin als Gutachter, Advokat und Richter in Basel. 1501 kehrte er nach Strasbourg zurück und übernahm als Stadtschreiber eine politisch überaus einflussreiche Stellung. Seine literarische Aktivität entfaltete er vor allem in Basel; seine späteren Jahre in Strasbourg waren eher politisch geprägt und in dieser Funktion blieb ihm – soweit wir wissen – für die kreative Arbeit weniger Zeit.

Welche Bedeutung hat Sebastian Brant bis heute für die Oberrheinregion?
Durch sein jahrelanges Wirken und Schaffen in Strasbourg und Basel verbindet er aus heutiger Perspektive noch immer die Schweiz und Frankreich miteinander – wobei er in der Schweiz vielleicht einen etwas schwierigeren Stand hat, weil er das Land verließ, als die Stadt Basel zu den Eidgenossen übertrat. Das größte Interesse an seiner Person scheint mir aber vor allem in Deutschland vorhanden zu sein; vielleicht weil dort damals der größte Absatzmarkt für seine deutschsprachigen Werke war. Das Narrenschiff – wohl das berühmteste Werk seiner Zeit – war trotz seines literarischen Tiefgangs auch für die ganz normale und nicht literarisch gebildete Bevölkerung interessant und ist es auch heute noch.

In der Ringvorlesung wird neben Brants Hauptwerk, dem Narrenschiff, auch der Buchdruck thematisiert. Was ist der Hintergrund für diesen thematischen Zuschnitt?
Der Buchdruck war ganz neu und begann die mittelalterliche Handschriftentradition abzulösen. Brant selbst war neben seiner literarischen Tätigkeit auch als Herausgeber sehr aktiv. Er arbeitete sehr eng mit den Basler Druckern zusammen, experimentierte im Seitenlayout und setzte mediengeschichtliche Standards.

Welche weiteren wissenschaftlichen Aktivitäten sind im Jubiläumsjahr geplant?
Vielleicht ist es aus der Perspektive des Eucor-Verbundes Zufall, dass gerade Prof. Dr. Nikolaus Henkel aus Freiburg ein ausgewiesener Sebastian Brant-Spezialist ist, sodass sich im Rahmen dieses Jubiläums drei Eucor-Universitäten (Basel, Freiburg und Strasbourg) nun in enger Absprache und auch in gemeinsamen Veranstaltungen diesem Anlass widmen. Neben der digitalen Ringvorlesung in Basel, die am 3. März startet, ist vom 10. bis 11. Mai eine wissenschaftliche Tagung in Strasbourg geplant. Außerdem wird es (sofern dies pandemiebedingt möglich ist) eine Ausstellung im Basler Kunstmuseum geben (08.05.–05.09.2021), ein Online-Forschungsprojekt „Narragonien digital. Digitale Textausgaben von europäischen ‚Narrenschiffen‘ des 15. Jahrhunderts“ (www.narragonien-digital.de) sowie weitere Abend-/Vortragsveranstaltungen, eine Stadtführung und Exkursion.

Informationen zur Ringvorlesung und den weiteren Aktivitäten

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