Sichtachse Strasbourg-Karlsruhe: Französischer Honorarprofessor am Karlsruher Institut für Technologie

Am 17. März 2021 wurde der Kulturhistoriker Prof. Alexandre Kostka von der Université de Strasbourg vom Senat des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) zum Honorarprofessur ernannt. Welche Verbindungen Karlsruhe und Strasbourg städtebaulich haben und welches Profil er der Honorarprofessur geben will, erzählt Kostka im Interview.

Prof. Alexandre Kostka, wie kam die Zusammenarbeit mit dem KIT zustande?
Kostka: Die Honorarprofessur ist eine Verstetigung meiner Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunst- und Baugeschichte am KIT seit dem Jahr 2017. In der Lehre bieten wir für Studierende aus Karlsruhe und Strasbourg gemeinsame Seminare und Exkursionen an, vor allem im Rahmen des Erasmus Mundus Masterstudiengang „Euroculture“ der Université de Strasbourg. Darüber hinaus war ich im Wintersemester 2019/2020 bereits als DAAD-Gastprofessor am KIT. Die erfolgreiche Kooperation mündet nun in die Honorarprofessur – eine Form der Ehrung und Zusammenarbeit, die es übrigens in dieser Form in Frankreich nicht gibt.

Welchen Schwerpunkt möchten Sie am KIT nun setzen?
Kostka: Jedes Semester werde ich ein Seminar am KIT gestalten zu Themen, die vor allem das gemeinsame „künstlerische und technische Erbe“ des Oberrheins betreffen. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf dem 19. bis 21. Jahrhundert. Anfangen möchte ich mit dem Architekten Fritz Beblo (1872-1947), der das Stadtbild von Strasbourg so entscheidend geprägt hat, dass ihn viele fälschlicherweise als „Stadtbaumeister“ bezeichnen. Damals gab es in Strasbourg selbst keine Architekturausbildung – in Karlsruhe hingegen schon. Beblo war einer von vielen in Karlsruhe ausgebildeten Architekten, die nach Strasbourg gingen. Die Neustadt war damals noch eine Baustelle. Ab 1890 gab es dort dann aber einen richtigen Bauboom mit großem städtebaulichem Einfluss aus Karlsruhe. Beblo war zu der Zeit Leiter des Hochbauamtes. Die Studierenden am KIT werden dabei mitarbeiten, eine Ausstellung zu Fritz Beblo zu konzipieren, die im Herbst 2022 in der Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg zu sehen sein wird.

Sie betrachten also kulturgeschichtlich die deutsch-französischen Schnittstellen?
Kostka: Ja. Ich verstehe diese Professur nicht nur als Ehrung, sondern möchte in den folgenden Jahren auf das besondere, geteilte, deutsch-französische Erbe, das beide Seiten des Rheins verbindet, genauer eingehen. Es gibt noch viel zu tun für ein besseres Verständnis und daraus folgend auch einen besseren Umgang mit dem geteilten Erbe.

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