Wertvoller Vergleich: Trinationaler Master in Rechtswissenschaft

Justizia

Wie wird eine Verletzung des Datenschutzes in Frankreich geahndet? Wie wird sich das deutsche Rechtssystem unter dem Einfluss internationaler Regelungen entwickeln? Welche Gesetze greifen, wenn in der Schweiz ein Unternehmen insolvent ist? Im trinationalen Master „Rechtswissenschaft“ besuchen die Studierenden Lehrveranstaltungen an den Universitäten Freiburg, Basel und Strasbourg und vergleichen die Gesetzgebung der benachbarten Staaten im Dreiländereck. Wer heute als Juristin oder Jurist in einer großen Kanzlei, in einem Unternehmen oder einer Nichtregierungsorganisation arbeitet, hat es oft mit mehr als nur einem nationalen Rechtssystem zu tun. Die Absolventinnen und Absolventen des Masterstudiengangs „Rechtswissenschaft“ sind darauf vorbereitet: Sie haben sich an drei Hochschulen mit juristischen Fragen aus schweizerischer, französischer und deutscher Sicht beschäftigt – und vergleichende Methoden und deren Anwendung in der Praxis gelernt.

Wenige Kilometer, viele Erkenntnisse
„Das Programm ist ziemlich dicht und in dieser Form einmalig“, sagt Simone Bemmann, Koordinatorin des Studiengangs an der Freiburger Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Angeboten wird der Master seit zehn Jahren von den Universitäten Freiburg, Basel und Strasbourg im Hochschulverbund Eucor – The European Campus. Veranstaltungen besuchen die Studierenden an allen drei Standorten, ihre Masterarbeit schreiben sie an einem von ihnen. „Die Studierenden haben die Möglichkeit, drei verschiedene Rechtssysteme praktisch vergleichen zu können – und dafür müssen sie nur wenige Kilometer fahren“, sagt Bemmann. Nach erfolgreichem Studium bekommen die Absolventen gleich drei Abschlüsse: Je einen „Master of Laws“ aus Freiburg und Basel sowie den „Master Droit et études européennes“ aus Strasbourg.
Mit juristischen Fragen müssen sich die Masterstudierenden allerdings vorher schon gründlich beschäftigt haben: Das erste Staatsexamen oder ein vergleichbarer Abschluss sind Voraussetzung. Außerdem sollten Bewerberinnen und Bewerber Deutsch oder Französisch auf Muttersprachniveau beherrschen und gute Kenntnisse der jeweils anderen Sprache nachweisen.

„Der wissenschaftliche Anspruch wird groß geschrieben“, sagt Bemmann. Die Studierenden wählen einen Schwerpunkt, zum Beispiel Datenschutzrecht. „Aber dann vergleichen sie dieses nicht nur in den drei Ländern, sondern befassen sich auch mit seinen Voraussetzungen, etwa den Grundrechten.“ Die Module des Studiengangs sind in sieben Themengebiete unterteilt. Diese reichen von der Geschichte des Rechts über dessen Europäisierung und Internationalisierung bis hin zur Kriminologie sowie Handels- und Wirtschaftsrecht.

Flexibler Einstieg
Nebenbei lernen die Studierenden auch die Unterschiede zwischen drei verschiedenen Hochschulsystemen kennen, angefangen bei den unterschiedlichen Vorlesungszeiten: In Strasbourg beginnt das Semester Anfang September; in Basel startet das Herbstsemester, wie es dort heißt, Mitte September; in Freiburg geht das Wintersemester Mitte Oktober los. „Man muss sich ein bisschen durchwursteln – und sammelt so auch Erfahrungen mit Verwaltungsabläufen“, sagt Bemmann. Eine Regelstudienzeit gibt es nicht, ein Abschluss ist schon nach einem Jahr möglich, Bemmann zufolge sind aber eher drei bis vier Semester realistisch. Studieren lässt sich der Master sowohl vor als auch nach dem Referendariat – in Ausnahmefällen sogar parallel dazu. Manche Bewerberinnen und Bewerber haben schon einige Jahre gearbeitet, zum Beispiel in einer Anwaltskanzlei. „Der Master ist aber ein Vollzeitstudium“, betont die Koordinatorin. Die drei Standorte stellten die Studierenden ohnehin vor organisatorische Aufgaben: „Man muss gut mit der Zeit umgehen.“ Finanzielle Unterstützung bei den regelmäßig anfallenden Fahrtkosten ist über den Verbund Eucor möglich; Gebühren kostet der Studiengang nicht.

Fast alle Bewerber haben zuvor Auslandserfahrungen gesammelt, zum Beispiel im Erasmus-Programm, in einem Praktikum oder während des Referendariats. Und die meisten Absolventen landen in einem Arbeitsbereich, in dem sie sich praktisch mit europäischen oder internationalen Rechtsfragen beschäftigen. „Vor allem in der Wirtschaft sind sie sehr gefragt“, sagt Bemmann, „gerade hier im Dreiländereck.“

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Thomas Goebel

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