Seed Money: „Wenig Aufwand, viel Freude, viel Erfolg!“
Forschende und Lehrende der fünf Eucor-Universitäten können sich erneut für die Förderung bewerben – ein Beispiel aus der Lehre.
Die Freiburger Althistorikerin Prof. Dr. Sitta von Reden leitete das Lehrprojekt „Connecting – Editing – Programming – Learning (CEPL): sowing the seeds for joint teaching and research in digital papyrology, philology and ancient history in the European Campus“. Studierende aus Freiburg, Strasbourg und Basel wurden darin in der zur Projektlaufzeit noch innovativen Form der digitalen Lehre an das Lesen, Bearbeiten und digitalen Veröffentlichen von griechischen Papyri aus dem antiken Ägypten herangeführt. Das Projekt hat Eucor – The European Campus mit Seed Money in der Förderlinie „Lehre“ unterstützt. Sarah Nieber hat mit Frau von Reden über ihr Projekt gesprochen.
Frau von Reden, wieso haben Sie das Projekt grenzüberschreitend angelegt?
Sitta von Reden: Wir haben in Freiburg eine eigene Papyrussammlung, von der nach ihrer Auslagerung beim Umbau der Universitätsbibliothek lange niemand mehr wusste, wo sie eigentlich ist. Als sie in einem Nebenraum des Atombunkers unter dem KG II gut verpackt gefunden wurde, war schnell klar, dass diese wenn auch kleine Sammlung noch viel Potenzial für die Forschung und Lehre hat. Es gibt hier am Oberrhein eine exzellente Forschungslandschaft für die Papyrologie und Geschichte des antiken Ägyptens. So kam rasch der Kontakt zu meinem Kollegen an der Université de Strasbourg, Prof. Paul Heilporn, zustande. Er ist ein Spezialist der Papyrologie und Leiter des dortigen Instituts für Papyrologie. Er schaute sich die Freiburger Sammlung mit großem Interesse an. Schnell war klar, dass wir damit ein grenzüberschreitendes Lehrprojekt initiieren sollten. Die Basler Expertise im Bereich der Digitalisierung von historischen Handschriften wollten wir integrieren und haben uns sehr über die Beteiligung von Prof. Sabine Hübner von der Universität Basel gefreut. Gemeinsam beantragten wir Seed Money von Eucor – The European Campus.
Wie setzen Sie das Geld ein?
Mit dem Geld konnten wir einen wissenschaftlichen Koordinator, Dr. François Gerardin von der Yale University, einstellen. Er realisierte das hybride Lehrformat mit vielen Fachleuten aus aller Welt: ein Drittel des Semesters wurde durch Präsenzlehre (noch vor der Pandemie) und Projektarbeit gestaltet, zwei Drittel fanden als Webinar statt. So konnten wir die unterschiedlichen Semesterzeiten an den Eucor-Universitäten bestens mit unterschiedlichen Lehrinhalten füllen. Die prüfungsrelevanten Arbeiten haben die Studierenden jeweils vor Ort verfasst. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben eines der papyrologischen Fragmente wissenschaftlich ediert und anschließend bei einer Zeitschrift zur digitalen Veröffentlichung eingereicht.
Wie geht es nach der Seed-Money-Förderung weiter?
Rückblickend kann ich das Seminar nur so bewerten: wenig Aufwand im Antragsprozess, viel Freude bei der Arbeit und viel Erfolg! Wir möchten das Projekt auf jeden Fall wiederholen und weiterentwickeln. Aus Freiburger Sicht haben wir einen sehr guten Kenntnisgewinn in unsere papyrologische Sammlung erzielt, von dem nun auch alle Studierenden der historischen Proseminare in Tutoraten profitieren können. Und zu guter Letzt haben wir viel Erfahrung mit digitaler Lehre schon vor der Pandemie gesammelt. Gerade in sehr kleinen Spartenfächern ist die Zusammenarbeit über Universitäten hinaus eine wichtige Perspektive.
Lehrende und Forschende aus den Mitgliedsuniversitäten von Eucor – The European Campus können sich bis zum 30. September 2021 erneut auf Seed Money bewerben. Voraussetzung ist, dass mindestens zwei Universitäten aus zwei Ländern an einem Projekt beteiligt sind. Ziel ist die Anschubfinanzierung von neuen Projekten, die die Entwicklung von Eucor – The European Campus und die wissenschaftliche Vernetzung weiter voranbringen. Entsprechende Anträge können sowohl für die Förderlinie „Lehre“ als auch für die Förderlinie „Forschung und Innovation“ eingereicht werden. Insgesamt stehen 300.000 Euro zur Verfügung. Die Förderhöchstsumme für ein Projekt liegt bei 60.000 Euro, die maximale Laufzeit liegt bei 24 Monate.
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